Kirchenrundgang Maria Frieden - Teil 2
Der Campanile (Glockenturm)
Steht man nun in der Kaiserstraße und blickt auf unsere Pfarrkirche, fällt als erstes vor den steil ansteigenden spitzwinkligen Schrägen des Kirchengebäudes der Kirchturm auf (Abb. 1).
Als Campanile, einem freistehenden Glockenturm, nimmt er mit seinem Dreiecksgrundriss (Abb. 2) die Keilform des Kirchengebäudes auf. Drei verschieden hohe 35 cm dicke Betonwände sind durch 5 Podeste verbunden und ausgesteift. Der beschriebene Vergleich mit einem Schiff, bei dem der Turm der Mast ist, trifft von dieser Ansicht am ehesten zu. Anders die Westansicht. Hier wirkt das Kirchengebäude eher wie ein Zelt. Außerdem ist in der Westansicht die Vorstellung, dass ca. 410 qm Kupferfalzdach und 400 laufende Meter Kupferblech in einer Stärke von 0,6 mm verarbeitet wurden, für den Betrachter einfacher. Aber egal ob Schiff- und/oder Zeltvergleich, beide Ansichten assoziieren zum einen das für die Kirche gebräuchliche Sinnbild der Arche, und darüber hinaus das Zelt für ein wanderndes Gottesvolk, immer unterwegs ohne dauerhafte Bleibe auf Erden.
Aber zurück zum Glockenturm. Die schlanke dreieckige Form wird im oberen Drittel durch eine rechteckige Glockenstube, die an zwei Seiten des Turmes aus der Fläche tritt, optisch unterbrochen (Abb. 3). Hier sind hinter den Turmlamellen aus Holz die drei im 1. Kapitel beschriebenen Glocken untergebracht. Sie hängen übereinander.
Die mittlere Glocke, auch AVE-Glocke genannt, erinnert morgens um 6:00 Uhr, am Mittag um 12:00 Uhr und am Abend um 18:00 Uhr zum Innehalten und zum Gebet. In vollem Geläut in den Tönen d’, f’ und g’, diese Töne entsprechen den Anfangstönen des altkirchlichen Lob- und Dankliedes Te Deum - Dich Gott loben wir, werden die Gläubigen zum Gottesdienst eingeladen (Höreindruck rechts).
Alle 3 Glocken wurden am 21.05.1968, also bereits ein Jahr vor der feierlichen Einweihung der Kirche, in der Glockengießerei Perner in Passau gegossen. Viele Gemeindemitglieder machten sich seinerzeit vom 18.05.68 bis zum 29.05.68 zu einer Wallfahrt nach Maria Zell auf den Weg und erlebten gewissermaßen live den Guss der Glocken ihrer Pfarrkirche.
Eine an der Innenseite der Wand befestigte Eisenleiter (Abb. 4) führt den mutigen Glockeninspekteur, unter Berücksichtigung erforderlicher Sicherheitsmaßnahmen, in die Glockenstube zu regelmäßigen Wartungsarbeiten.
Wie von einem Zeitzeugen berichtet, war der Turm ursprünglich sehr viel höher geplant. Berliner Auflagen im Zusammenhang mit dem Flughafenbetrieb erlaubtem dem Architekten schließlich eine Höhenplanung von 26,0 m. Auf die Spitze wurde versetzt etwas tiefer das 5,40 m hohe und 2.10 m breite Eisenrohrkreuz angebracht, sodass die 30,0 m-Höhenmarke leicht überschritten wurde!
Zwischen Turm und Kirchenschiff wurde als einzige Verbindung eine Betonplatte angebracht (Abb. 5). Außer statischen Gründen erfüllt diese Platte den praktischen Zweck eines Unterstandes für die Gläubigen nach dem Gottesdienstbesuch, allerdings nur bei schlechtem Wetter (Abb. 5). Aber bevor wir aus der Kirche herausgehen, wollen wir sie ja erst einmal betreten – durch wunderschön gearbeitete Türen … (Abb. 6)! Davon mehr im nächsten Bericht.
So, jetzt können Sie wie gewohnt entweder zurück zur Startseite, oder besser noch, eine wunderbare Außenansicht des „Campanile“ mit der Kirche Maria Frieden und dem beeindruckenden Geläute in den Tönen d',f' und g' für wenige Minuten direkt erleben!