Die Paramente

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Die Paramente

# Salvator Hineingeschaut

Die Paramente

„Lass für deinen Bruder Aaron heilige Gewänder der Ehre und der Würde anfertigen! Rede mit allen Sachkundigen, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe; sie sollen Aarons Gewänder anfertigen, damit er geheiligt sei und mir als Priester dient“ spricht Gott zu Mose in Ex 28,2-3. Von dieser Stelle hat man durch die Jahrhunderte hindurch die Bedeutung der liturgischen Gewänder, der Paramente, abgeleitet. Robert B. Witte formulierte es in seinem Buch Das katholische Gotteshaus 1939 so: „Das Heilige muß darum in erster Linie aus dem Paramente herausleuchten und muß es über das Profane erheben; deshalb muß es zuerst immer würdig und dann erst schön sein.“ (S. 226, 2. Aufl. 1951)  

Gerade haben wir an Ostern wieder die weiße (und gelbe) Farbe der Priesterkleidung gesehen, nach den Wochen des Violett der Fastenzeit. Die Farben sind heute das, was dem Gottesdienstfeiernden in unseren Gemeinden noch am ehesten an den liturgischen Gewändern der Priester und Diakone geläufig ist: Weiß für Oster- und Weihnachtszeit und die Hochfeste; Violett für Advent und Fastenzeit (jeweils mit der Ausnahme eines Rosa oder Hell-Violett für die Sonntage Gaudete und Laetare); Grün an den Tagen und Sonntagen des Jahreskreises; Rot an den Leidensfesten des Herrn, den Festen der Apostel und Märtyrer, sowie an Pfingsten; Schwarz beim Requiem – vielerorts heute vom Weiß der Auferstehungsmesse ersetzt, wie auch in der Regel in Salvator.

Weniger im Bewusstsein als die Farbensymbolik sind wahrscheinlich die Unterschiede zwischen den einzelnen Gewändern und die Herstellung der Paramente.

Die Tunika der spätantiken Zivilkleidung stand Pate für die Albe aus weißem Leinen, die die Zelebranten als Untergewand tragen. Darüber trägt der Priester eine Kasel, der Diakon eine Dalmatik. Optisch auffälligster Unterschied dieser Obergewänder sind die Ärmel der Dalmatik, die bei der Kasel fehlen. Die Obergewänder werden aus Seide oder Seidenstoffen hergestellt und in der jeweils liturgisch geforderten Farbe gehalten. Meist sind sie mit Borten und/oder Stickerei verziert. Wie Kasel und Dalmatik ist auch die Stola (vom Priester gerade und unter dem Gürtel der Albe durchgeführt, vom Diakon schräg als Schärpe über der Albe getragen) aus gleichem Material und im Farbton passend gehalten. Im Gegensatz zu Zeiten vor der Liturgiereform des II. Vaticanums und nach Gemeindegebrauch unterschiedlich, wird heute vom Diakon oft keine Dalmatik mehr getragen. Auch kann heute bei bestimmten Anlässen überhaupt die Stola ohne andere Paramente getragen werden.

Was, werden Sie sich vielleicht fragen, hat das alles mit der Salvator-Kirche oder ihrer Geschichte zu tun?

Paramente werden für eine Kirche angeschafft und dort auch aufbewahrt. Sie können als Geschenk aus einem Nachlass stammen oder, häufiger, bei einem Paramentenhändler gekauft bzw. angefertigt werden. Schon für die Stephanus-Kapelle hatte daher Pfarrer von Strombeck 1914 versucht, aus dem Nachlass des am 4.März 1914 verstorbenen Georg Kardinal von Kopp – als Fürstbischof von Breslau für Berlin zuständig – Paramente zu erhalten. In unserem Archiv existiert dazu ein Brief (26. 3. 1914) aus dem Preußischen Abgeordnetenhaus mit der Mitteilung, dass das leider nicht möglich sei, da der Kardinal in seinem Testament anderweitig über die Paramente entschieden hätte.

Über einen Paramentenkauf finden sich ebenfalls Unterlagen im Archiv von Salvator. Ein Schreiben der Kevelaerer Paramenten u. Fahnen-Kunststickerei J. W. van den Wyenbergh vom 18. November 1940 bestätigt den Auftrag für zwei Dalmatiken und eine Kasel, die passend zu einem bereits früher gelieferten Chormantel angefertigt werden sollen. Es handelt sich dabei um die schweren Seidenbrokat-Gewänder mit floralem Muster, die auf vielen Fotos aus den 50er Jahren zu sehen sind. Vor der Corona-Pandemie wurden sie bei uns am Faschingssonntag getragen.

Krefeld und Umgebung ist für seine Paramentenherstellung berühmt. Das nur etwa 40km entfernte Kevelaer hatte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Zentrum für religiöse Kunst entwickelt. Maler, Bildhauer, Goldschmiede, Glasmaler und auch zahlreiche Paramentiker hatten ihre Ateliers dort. Van den Wyenbergh, 1845 gegründet, war die älteste Paramentenstickerei im Ort. 1897 wurde sie von Anton Jansen und Hermann Tauwel übernommen. Bald arbeitete sie nicht nur für den Bedarf vor Ort, sondern lieferte auch an Niederländische Pfarreien, später in die ganze Welt. Um die Jahrhundertwende sollen um die 40 Näherinnen und Stickerinnen dort tätig gewesen sein. 1927 wurde das Atelier Hoflieferant des Vatikan. Es existierte bis 1985, wurde dann als Kevelaerer Fahnen und Paramenten GmbH von Stadelmaier, Nijmegen, weitergeführt. 2012 musste es Insolvenz anmelden, 2018 erlosch die Firma. Allerdings machte sich der letzte Geschäftsführer 2014 selbstständig und führt bis heute einen Handel für Kirchenbedarf.

Auch über die Preise der Dalmatiken und Kasel kann man aus dem Schreiben und unserem alten Inventar etwas erfahren: 996 RM kosteten sie.

Ob unsere Gewänder, wie früher üblich, vor dem ersten Gebrauch durch den Bischof gesegnet wurden, lässt sich in unseren Unterlagen nicht mehr feststellen.

Bis zum nächsten „Hineingeschaut“,

Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin

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